Der Kraichgau als militärisches Operationsgebiet

Das Neckartal und die Rheinebene eigneten sich wegen ihrer alten Heerstraßen vorzüglich zum Durchzug der Truppen. Der natürliche Reichtum des Kraichgaus zog die Soldaten magisch an und so hatten die anliegenden Dörfer und ihre Bevölkerung schwer unter militärischen Aktionen zu leiden.

Das Gebiet war seit Mitte des 2. Jhds. Römisch besetzt, wurde um 260 n. Chr. von den Alemannen überrannt. 536 unterstellten sich diese den Franken. Sinsheim war die Hauptstadt des Kraichgaus und war seit dem 10. Jh. von den (Elsenz-)Gaugrafen besetzt.

Im 15. Jh. kämpfte Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz, der später den Beinnamen "der Siegreiche" erhielt, oft mit seinen damaligen Grenznachbarn. Die Kämpfe spielten sich zwischen Gebieten westlich des Rheins und Baden ab. Die Zivilbevölkerung versuchte ihr Hab und Gut auf befestigten Friedhöfen sowie in Kirchen unterzubringen. Unter-Öwissheim beispielsweise wurde im Jahre 1460 von Markgraf Karl von Baden angegriffen. Reiterstaffeln verschanzten sich auf dem Friedhof und schlugen die Badener, allerdings mit großen Verlusten, in die Flucht. Auch die [rel_story1] hielten im Kraichgau Einzug.

Am schlimmsten wüteten die Religionskriege zu Beginn des 17. Jhds in unserer Gegend. Damals ging es der Zivilbevölkerung durch Belagerungen, Versorgungsknappheit und Pest sehr schlecht. Auch Plünderungen waren an der Tagesordnung sowie Mord und Totschlag aus unsinnigen Beweggründen. Am 24. April 1622 siegten der Graf von Mansfeld und der Markgraf Georg von Baden über die Kaiserlichen unter Tilly bei Wiesloch und Mingolsheim. Bei Truppendurchmärschen kam es zu Unruhen und Schädigungen. Nach dem 30-jährigen Krieg blieben die Regionen um Phillipsburg und Landau (auch Teile des Kraichgaus) besetzt, wobei immer noch verheerende Streifzüge durch den Kraichgau führten. Von 1672 bis 1678 kam es zu Kriegen, die von Frankreich ausgingen; 1674 zur Schlacht bei Sinsheim, in der Turenne (Frankreich) über Kaiserliche sowie Lothringer siegte. Das absolutistische Frankreich regierte an seinen Grenzen nach dem Prinzip der "verbrannten Erde"...

Kurz nachdem der Markgraf Wilhelm von Baden zum "Türkenlouis" bzw. zum Oberkommandierenden am Oberrhein ernannt wurde, begann der Spanische Erbfolgekrieg (1701-1714). In diesem Zusammenhang wollte man den Rhein bzw. Baden vor den Franzosen schützen. Jedoch wurde lediglich die so genannte " Eppinger Line" ausgeführt, die 86 km vom Neckar bis zur Nagold reichte. Diese "Linie" bestand aus einem tiefen Graben mit Palisaden. ...und diese Palisaden zeigten Wirkung... die Franzosen wagten es 1696 nicht sie zu durchbrechen. Der nächste große Krieg, der durch den Kraichgau zog, kam in Folge der franz. Revolution. Die Burg Philipsburg wurde im September 1799 beschossen und 1802 zerstört. Streitkräfte aus Österreich, die in Wiesloch stationiert waren, schlugen die Franzosen 1799 unter Marschall Ney in die Flucht.

Es war danach ziemlich lange ruhig, was Kriege im Kraichgau betrifft. Erst Ende des 2. Weltkrieges, als die amerikanischen und französischen Truppen nach Speyer und Mannheim vorrückten, kam es wieder zu kriegerischen Aktivitäten im Kraichgau. Da nach dem Zusammenbruch des Kommunismus keine großen kriegerischen Aktivitäten in Deutschland zu erwarten sind, wäre unsere Region - wie viele andere Regionen der Erde auch - nur von Bürgerkriegen oder Terroraktionen bedroht, von denen einige Pessimisten annehmen, dass sie die Kriege der Zukunft sind.