Jeremia

Jeremia

Vom Jahr 629 bis 588 vor Christus prophezeite Jeremia in Jerusalem und Juda, dass das jüdische Volk von Gott bestraft würde, wenn es seinen „gottlosen“ Lebenswandel nicht aufgeben und sich nicht an die Gesetze halten würde.

Es lohnt sich, das Buch Jeremia aus dem „Alten Testament“ heute nochmal zu lesen, in dem Jeremia Vorgänge prophezeite, die dann auch real ein­getreten sind. Seiner Zeit entsprechend formulierte er die kommenden Folgen des Hochmuts als Strafen Gottes. Das „Volk“, das sich durch Jeremias Reden in seiner Bequem­lichkeit gestört fühlte, hatte ihn aufgrund seiner Warnungen „gemobbt“ - würde man heute sagen - oder in heutiger Sprechweise: ihn als „Verschwörungs­theore­tiker“ bezeichnet und mit den unmöglichsten Gerüchten lächerlich gemacht. Man beschloss, da er von einigen, die Macht hatten, noch geschützt wurde, „ihn mit der Zunge zu schlagen“. Schon damals, über 2500 Jahre vor „Facebook“ und Co., waren Gerüchte ein wichtiges Mittel, kritische Menschen unglaubwürdig zu machen. In dieser Hinsicht sind eine Menge Leute, die ansonsten wenig taugen, über alle Jahrhunderte hinweg bis heute ungeheuer geschickt gewesen. Kaum nach­voll­ziehbar, woher Jeremia die Kraft nahm, viele Jahre lang bei seinen Warnungen zu bleiben, diese auch den Mächtigen nicht zu verschweigen, was ihm viel Ärger einbrachte und verunmöglichte, ein normales Familienleben zu führen. Als dann die Truppen aus Babylon immer näher rückten, hatte Jeremia versucht, seine Landsleute für einen Ausgleich mit der fremden Macht zu gewinnen, da er in deren Kommen auch eine Strafe Gottes für den Leichtsinn der eigenen Oberschicht und des Königs sah. Aber der Hochmut blieb und bis zuletzt wurden seine Warnungen nicht gehört. Und so kam es, wie es kommen musste:

Nebukadnezar hat Jerusalem erobert, die Tempel schleifen lassen und einen Großteil des jüdischen Volkes in die babylonische Gefangenschaft entführt. Jeremias blieb bei dem kleinen Rest der Armen, die sich aber für unfähig hielten, die Stadt und das Land wiederaufzubauen. Lieber wollten sie in das reiche Ägypten fliehen, um dort ein besseres Leben zu führen. Auch davor warnte Jeremias. Er wollte, dass sie bleiben und die Stadt Jerusalem und das Land wiederaufbauen. Aber auch die Armen, die Nebukadnezar zurückgelassen hat, waren von der Feigheit infiziert, die das Volk schon zuvor geprägt hat. Und so gab er am Ende nach und zog resigniert mit nach Ägypten, wo sich seine Spuren verloren.

Aber seine Schriften sind geblieben, in denen er aufzeigte, dass nur durch das offene Eingeständnis der eigenen Fehler ein Neuaufbau möglich sei. Und siebzig Jahre später hat dies eine neue Generation von Juden, die aus der babylonischen Gefangenschaft zurückkam, zur Kenntnis genommen. Und diese neue Generation hat die Stadt, den Tempel und das Land wiederaufgebaut. Nur die Wahrheit und das mutige Eingeständnis eigener Fehler machen auf Dauer stark.

Detlef Zeiler, Heidelberg