Medienerziehung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Medienerziehung ist nicht nur eine schulische Aufgabe. Sie muß gleichermaßen vom Elternhaus, vom Kindergarten, der Sozial- und Kulturarbeit, sowie von den Produzenten und Medieninstitutionen geleistet werden. Medienerziehung kann darüber hinaus nur dann erfolgreich sein, wenn Gesellschaft und Politik Rahmenbedingungen schaffen, die zu einer kinderfreundlichen und jugendgerechten Gestaltung der Lebenswelt und der Medienlandschaft führen. Medienerziehung erfordert die Verantwortung aller am Erziehungsgeschehen Beteiligten. Im Hinblick auf deren unterschiedliche Aufgaben sollten heute folgende Handlungsschwerpunkte herausgestellt werden:

Der Familie, bzw. den unmittelbaren Bezugspersonen, fallen die Verantwortung für den Medienzugang, die Entwicklung von Handlungsalternativen und ein genereller Vorbildcharakter für das Medienverhalten zu. Wichtig ist dabei das offene Gespräch über Medienerlebnisse.

Die Erwachsenenbildung (VHS, kirchliche Organisationen, Vereine) sollte über die rasche Medienentwicklung informieren und bürgernahen, gemeinschaftsfördernden Mediengebrauch einüben. Bereits im Kindergarten sollte - auf spielerische Weise - der Umgang mit Medien geübt werden, auch wenn die Erfahrung der fünf Sinne und die Einordnung der Kinder in die Gruppe gegenüber dem Medieneinsatz Vorrang hat. Viele positiven Erfahrungen auf diesem Gebiet müssen zusammengetragen und abrufbar gemacht werden.

Die Schule hat ihre Aufgabe bei der Sicherung des Wissens- und Erfahrungsstandes, bei der Erweiterung der Handlungsmöglichkeiten sowie bei der Förderung von Urteilsfähigkeit und Wertbewußtsein. In der Sozial- und Jugendarbeit mit Kindern und Jugendlichen sollen kulturelle Erfahrungs- und Handlungsmöglichkeiten erweitert werden. Dadurch, daß Kinder und Jugendliche freiwillig an einer Vielfalt von anregenden Aktivitäten teilnehmen können, eröffnen sich ihnen Chancen, Kreativität zu entfalten und soziales Verhalten zu erlernen.

Produzenten und Medieninstitutionen tragen zentrale gesellschaftliche Verantwortung für das Programmangebot. Sie sollten ein entwicklungsförderndes Kinder-, Jugend- und Bildungsprogramm bereitstellen und darauf achten, daß von ihrem Programm keine gefährdenden bzw. ungünstigen Einflüsse auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ausgehen. In diesem Sinne muß von Journalisten die Beachtung berufsethischer Grundsätze eingefordert werden.

Im Zusammenwirken der verschiedenen Institutionen hat die Schule als eine alle verpflichtende Bildungseinrichtung ihren besonderen Stellenwert. Dieser gewinnt an Bedeutung, wenn die Familie - aufgrund sozialen Wandels, veränderter Familienstrukturen oder individuellen Versagens - ihre Erziehungsfunktion nicht angemessen wahrnehmen kann, wenn Kinder und Jugendliche von der Sozial- und Kulturarbeit nicht erreicht werden und wenn das Programmangebot der Medien nicht verantwortungsbewußt gestaltet wird.